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Schweißen, Virtual Reality, Nähen und zwei Raketen – ein Besuch im Innoport Reutlingen

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Katrin Hemminger und Markus Flammer im Innoport Reutlingen.

Die Stadt Reutlingen hat auf dem ehemaligen Willi Betz-Areal Ende 2020 den Innoport eröffnet. Das Konzept für das Reutlinger Innovationszentrum wurde beim Landeswettbewerb Start-up BW Local 2020/2021 vorgestellt und konnte im Finale Jury und Publikum überzeugen. Definitiv ein Grund, sich den Reutlinger Raketenbahnhof vor Ort anzusehen. Ein Besuchsbericht von Start-up BW-Redakteur Florian Schweer.

Die erste Rakete passiere ich auf dem Weg zum Eingang des Innoports. Die zweite „Rakete“ begrüßt mich im Veranstaltungsraum und streckt mir den Fuß zum Corona-konformen Begrüßungsritual entgegen. Es ist Markus Flammer, Abteilungsleiter für den Bereich Wirtschaft bei der Stadt Reutlingen, der mich im Innoport herzlich willkommen heißt. Er trägt ein breites Grinsen im Gesicht, das ist trotz Mund-Nasen-Maske zu sehen - und ein Ganzkörper-Raketenkostüm.

Katrin Hemminger, Leiterin des Innoports, erklärt das Outfit ihres Kollegen: „Er hat uns irgendwann den Link zu dem Kostüm in unsere WhatsApp-Gruppe geschickt. Wir haben ihm das Kostüm zu Weihnachten geschenkt und darum gebeten, dass künftig alle Führungen in diesem Aufzug stattfinden.“

„Rakete“ Flammer lacht und freut sich über die Trophäe für den Sieg im Landesfinale bei Start-up BW Local, einen symbolischen Geldkoffer, den ich im Auftrag des Veranstalters übergeben darf. „Das Geld ist schon auf dem Konto. Wir werden es natürlich für Aktionen hier im Innoport einsetzen. Jetzt hoffen wir, dass die Pandemiesituation es zulässt, bald auch Aktionen mit Publikum hier vor Ort starten zu können.

„Komm´ ich zeig´ Dir, was wir hier auf dem Areal mit RT_UNLIMITED in den kommenden Jahren noch umsetzen werden, der Innoport ist ja erst der Anfang“, sagt Markus Flammer und ich folge ihm zu Architektenplänen, die an der Wand des Veranstaltungsraums aufgehängt sind.

„Wir machen außer dem jetzigen Innoport und dem ehemaligen Verwaltungsgebäude gegenüber alle Bestandsgebäude platt. Mit der Bausubstanz war leider nichts mehr anzufangen. Dann kommen sukzessive die Neubauten, um die gesamte Fläche von 12 ha zu erschließen. Die ersten Unternehmen wollen bereits im kommenden Jahr in ihre neuen Gebäude einziehen. Die scharren schon mit den Hufen.“

Nach dem Blick in die Zukunft startet die Tour durch den Innoport. Los geht’s in den Makerspaces: Wir betreten die Räume für KI-Anwendungen und Virtual Engineering. Hier stehen Materialien rund im Virtual Reality und Rechnerkapazitäten für die Nutzer bereit. Auf Retro-Strickmaschinen eines Start-ups, Hightech-Nähmaschinen eines Gründungspartners, Stoffe und weitere Nähutensilien treffen wir im Textilbereich. Die Tour führt weiter durch den Bereich für additive Fertigung und das Elektroniklabor. „Hier bringt gerade ein Start-up einem Produktionsroboter das 3D-Drucken bei“, erklärt Adrian Schickler, im Innoport zuständig für die Technik, und zeigt auf einen orangenen Kuka-Industrieroboter.

In der angrenzenden Halle mit großen Sektionaltoren steht eine vollautomatische Drahtbiegemaschine. „Die hat uns ein Partnerunternehmer hier temporär reingestellt“, erzählt Markus Flammer und erklärt die Funktion der großen Tore: „Diesen Bereich können unsere Partnerunternehmen nutzen, um außerhalb der eigenen Räumlichkeiten an neuen Dingen zu arbeiten und zu experimentieren. Um die Vertraulichkeit zu wahren, gehen dann die Tore runter und es kann getüftelt und experimentiert werden. Der Zugriff auf die gesamte sonstige Infrastruktur des Innoports ist natürlich ebenfalls gegeben.“

Eine CNC-Portalfräse im XXL-Format, hochmoderne CAD-gestützte Handfräsen, Werkbänke und alles rund um die Bearbeitung von Holz findet sich im folgenden Raum. In der nächsten Sektion stehen Maschinen zur Metallbearbeitung, inklusive Drehbank und modernster Schweißtechnik.

An der Drehbank hält Markus Flammer seine Mitgliedskarte, mit der er auf unserer Tour die Türen geöffnet hat, an einen schwarzen Kasten an der Maschine. „Die Karten dienen nicht nur als Zugangskarten. Auf den Karten können wir speichern, welcher Nutzer für welche Maschine eine Einweisung erhalten hat. Ohne Einweisung ist keine Nutzung möglich.“

„Wir wollen ja, dass unsere Nutzer mit allen Fingern wieder nach Hause gehen“, erläutert Adrian Schickler, der jede Menge Erfahrung im Umgang mit dem Maschinenpark aus dem Betrieb eines privaten Makerspaces in das Team mit einbringt.

„Die Räume im Makerspace wurden mit Hilfe der Fördermittel des Landes und der Stadt, sowie durch unsere Partner mit dem benötigten Equipment ausgestattet“, erklärt Markus Flammer und gibt einige Anekdoten aus Gesprächen mit den Unterstützern zum Besten: „Manche konnten sich überhaupt nicht vorstellen, was wir hier umsetzen wollen. Andere haben uns mit einer unglaublich spontanen und schnellen Bereitstellung von Equipment überrascht.“

Im zweiten Stock des Gebäudes besichtigen wir die Besprechungs- und Workshop-Räume, die sowohl von Mitglieds-Unternehmen als auch von externen Nutzern angemietet werden können.

„Mit den Räumen im zweiten Stock bieten wir Raum für Austausch, gemeinschaftliches Lernen und eine kreativitätsfördernde Umgebung“, erläutert der Reutlinger Wirtschaftsförderer und startet im Kreativraum „Walt Disney“ per Handy-App den Timer und Zufallsgenerator, der in den Besprechungstisch integriert ist und rote LEDs kurz aufblinken lässt. „Die Walt Disney-Methode „zwingt“ alle Teilnehmenden einer Besprechung dazu, unterschiedliche Rollen einzunehmen: Visionär, Realist und Kritiker. Das schafft neue Denkanstöße und wirkt sich positiv auf die Arbeitsergebnisse aus. Wir bieten die passende Umgebung und Infrastrutkur für die Durchführung an und haben aus dem Kreis unserer Partner auch die Kompetenzen für die inhaltliche Begleitung.“

Im Veranstaltungsraum „SPACEPORT“ beenden wir unsere gemeinsame Runde. „Jetzt hoffen wir, dass sich der Innoport bald mit Leben füllen kann und auch der Community-Gedanke - die Begegnung von Innovatoren, etablierten Unternehmen und Start-ups – zum Tragen kommt“, sagt Katrin Hemminger und freut sich schon darauf, gemeinsam mit ihren Kollegen die nächste Stufe der Reutlinger Rakete zu zünden.

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