Am 18. Januar 2018 stellte Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut in Stuttgart den neuen Landeswettbewerb „Start-up BW Local – Gründungsfreundliche Kommune“ vor.
„Baden-Württemberg ist ohne Zweifel ein Gewinner der Globalisierung. Ein bloßes ‚weiter so‘ oder gar ein Ausruhen auf den bisherigen Erfolgen ist keine Option“, sagte die Ministerin vor 170 Vertreterinnen und Vertretern baden-württembergischer Kommunen. In Zeiten der vierten industriellen Revolution, Fachkräftemangel, gewaltiger Transformationsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft sowie sinkenden Gründungszahlen, komme einer dynamischen Gründungskultur im Land eine besondere Bedeutung zu. „Wir alle müssen im Interesse einer zukunftsfähigen Wirtschaft an unserer Gründungsfreundlichkeit arbeiten“, so die Ministerin weiter. Der Wettbewerb solle allen Teilnehmenden einen Nutzen bringen und neue Impulse in Sachen Gründungsfreundlichkeit im Land setzen. Man müsse in Baden-Württemberg den Ehrgeiz haben als Start-up- und Gründungsstandort noch deutlich stärker zu werden. Das Wettbewerbsformat solle einen Beitrag zur Entwicklung gründungsfreundlicher Kommunen leisten. Dankesworte richtete die Ministerin an die Vertreterinnen und Vertreter der kommunalen Spitzenverbände sowie an den baden-württembergischen Industrie- und Handelskammertag BWIHK und den baden-württembergischen Handwerkstag BWHT, die als Partner in die Entwicklung und Umsetzung des bundesweit einzigartigen Wettbewerbsformats eingebunden sind.
Best Practice Beispiele als Inspiration
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmenden von drei Best Practice Beispielen inspirieren lassen.
Bürgermeister Martin Ragg stellte sein „Gründerdorf“ Niedereschach und die preisgekrönte Existenzgründungsoffensive Neckar-Eschach (EGON) vor. Insgesamt 51 Existenzgründungen hat der Niedereschacher Bürgermeister seit 200x gemeinsam mit ehrenamtlichen Mitstreitern in seiner 5.900-Seelen-Gemeinde begleitet. Martin Ragg sieht die Gründungsförderung als einen festen und wichtigen Bestandteil der Weiterentwicklung der örtlichen Infrastruktur. Die Schaffung eines gründungsfreundlichen Umfelds sei für eine lebendige Dorfgemeinschaft enorm wichtig, vergleichbar mit der öffentlichen Versorgung mit Schulen, Geschäften, Straßen und dem Breitbandausbau. Mit der Unterstützung der gründungsfreundlichen Gemeinde sei es einem Existenzgründer gelungen, für seinen Betrieb einen Breitbandanschluss zu bekommen. Dies sei ohne diese Unterstützung unmöglich gewesen.
Christiane Ram, Fachbereichsleiterin für Wirtschafts- und Strukturförderung bei der Stadt Mannheim, präsentierte den langen Weg der ‚Quadratestadt‘ vom Industriestandort „an dem es dreckig ist und stinkt“, hin zu einer lebenswerten Stadt. „Heute verbinden die Menschen mit Mannheim Popmusik, die Kreativwirtschaft, innovative und erfolgreiche Unternehmen und eine lebenswerte Stadt.“ Eine zielgruppenorientierte Gründungsförderung, acht Gründerzentren, die kontinuierliche Weiterentwicklung der Maßnahmen zur Unterstützung von Gründerinnen, Gründern und Startups sowie die interkommunale Zusammenarbeit nannte sie als Haupterfolgsfaktoren für Mannheim.
Einen weiteren interkommunalen Ansatz präsentierte Dominik Fehringer. Der Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Offenburg/Ortenau GmbH (WRO) stellte einen beispielhaften und besonderen Zusammenschluss der öffentlichen Hand, Verbänden und der Privatwirtschaft vor. Unter dem Dach der WRO und dem Label „StartUP.Connect“ arbeiten 53 Kommunen, der Ortenaukreis, die IHK Südlicher Oberrhein und die Handwerkskammer Freiburg Hand in Hand. Hinzu kommen rund 150 große und innovative Unternehmen in der Region. Auslöser für die Intensivierung der gemeinsamen Aktivitäten zur Gründungsförderung sei das verheerende Abschneiden in einem Ranking der Innovationsstandorte des Landes gewesen, erläuterte Dominik Fehringer die Ausgangssituation in der Ortenau.
Abschließend diskutierten die Gäste aus den Kommunen mit Start-up-Vertretern die Frage, welche Faktoren ein positives Klima für Gründungen schaffen können. Seriengründer Michael Krieger (Geschäftsführer der MeetNow! GmbH in Albstadt) lobte die Initiativen und Fördermöglichkeiten für Gründungsinteressierte und Start-ups, die in den vergangenen Jahren entstanden sind und kontinuierlich ausgebaut wurden: „Als ich zu Beginn der 90er Jahre erstmalig gegründet habe, hätte ich mir diese Initiativen und Netzwerke gewünscht – die gab es damals in dieser Form noch nicht.“ Die Vertreter der Kommunen verwiesen darauf, dass es für die Arbeit mit Gründungsinteressierten und Start-ups enorm wichtig sei, konkrete Ansprechpartner in den Städten und Gemeinden zu benennen. Nur so könne man sich organisiert um die Anliegen potentieller Unternehmerinnen und Unternehmer kümmern und bei Fragen eine zielgerichtete Hilfestellung leisten. Adrian Thoma (Seriengründer, Geschäftsführer der Pioniergeist GmbH und Mitglied des Vorstands des Bundesverbands Deutscher Startups e.V.) gab einen Einblick in seine Arbeit bei der Verbindung von Start-ups mit etablierten Unternehmen: „Da prallen sehr unterschiedliche Welten aufeinander.“ Insbesondere Regelungen im Bereich der Arbeitszeit seien eine große Herausforderung. „Es muss nicht immer gleich der Bau eines Gründungszentrums sein, um Start-ups, Gründerinnen und Gründer zu unterstützen. Die Möglichkeit zur Vernetzung und zum Austausch der Akteure in den Ökosystemen untereinander ist enorm wichtig. In den letzten drei, vier Jahren können wir eine positive Entwicklung im Bereich der Start-up-Kultur in Baden-Württemberg beobachten.“ Dennoch bleibe auch weiterhin viel zu tun, um die Attraktivität des Gründungsstandorts Baden-Württemberg weiter steigern zu können und national wie international Sichtbarkeit zu verleihen, gab Start-up-Vertreter Thoma den Gästen aus den Kommunen als Denkanstoß und Herausforderung für die Wettbewerbsbeiträge mit auf den Heimweg.
Weitere Informationen zu den Best-Practices
Bilder zur Auftaktveranstaltung
Der Wettbewerb - In drei Stufen
Partner des Wettbewerbs: